21,11,05 – Rezension: Angelika Krebs und Mitarbeiter-innen „Das Weltbild der Igel“ (Schwabe Verlag 2021)
Das Buch habe ich als Freiexemplar bekommen, da Prof. Angelika Krebs (Uni Basel) für das Buch zwei Kopien zum Abdruck aus meiner Sammlung von Peter Kurzeck-Bildern übernommen hat. Peter Kurzeck hatte mir einen Stapel seiner Aquarell-Bilder aus einer Kiste im Speicher geschenkt bei seinem, von dem Vermieter, der Stadt Staufenberg, erzwungenen Auszug aus seiner Wohnung 1980. Meine Freundin und ich hatten dem Peter und seiner Freundin Sibylle beim Auszug intensiv geholfen.
Peter Kurzeck war in seiner Jugendzeit zunächst Maler, bevor er sich der Schriftstellerei verschrieb. – Weshalb bringe ich diesen langen Vorspann? Weil das Igel-Buch von Angelika Krebs und ihren Mitarbeiter-innen (AK-und-M) sich stark auf das schriftstellerische Werk von Peter Kurzeck („…diesen Glücksfall der Gegenwartsliteratur“. S. 19), insbesondere den Roman „Vorabend“ (2011) bezieht; speziell auch auf die Igel-Kapitel, denen sich der Titel des Buches von Angelika Krebs verdankt.
So schreibt Angelika Krebs: <Der Titel unseres Buches ist übrigens eine Hommage an Peter Kurzeck. Im Vorabend gibt es zwei Kapitel zum „Weltbild der Igel“. Mit Peter Kurzeck wollen wir über die Natur auch aus der Perspektive der Igel nachdenken > (S. 19).
Das Buch ist ein sehr gehaltvolles philosophisch-wissenschaftliches Werk von erstaunlicher Klarheit, auf der Basis eines reichhaltigen Wissensbestandes aus dem AK-und-M schöpfen. So etwa stand das Autorenteam in geistiger Verbindung insbesondere mit dem englischen Philosophen Roger Scruton, der solche Titel in seinem Repertoire hat wie beispielsweise „Knowledge and Feeling“ (London 2009), „Schönheit“ (München 2012), „The Aesthetics of Architecture“ (Princeton 2013), „Green Philosophy“ (2013), dt. 2014 „Grüne Philosophie“. – Das sind Themen, die auch in dem Buch von AK-und-M behandelt werden. Angelika Krebs selber hatte schon reichhaltige Vorarbeit geleistet, beispielsweise in ihren Veröffentlichungen „Naturethik“ (ein Reader, Suhrkamp 1997), „Zurück zur Heimat“ (Zeitschrift Gaia 20, 2011) und zusammen mit Aaron Ben-Ze’ev (Hg.) „Philosophy of Emotion“ 4 Bände, London 2018.
Wie man aus den in ihrem Literaturverzeichnis aufgeführten Titeln erkennen kann, werden solcherlei Themen auch im Werk von AK-und-M behandelt. Beispielsweise: „Die unersetzbare Schönheit der Natur“ (Kapitel 2), „Natur als Heimat“ (4. Kapitel). Dann aber auch solche Themen wie: „Gott schläft: Zurück zu einer spirituellen Haltung gegenüber der Welt“ (Kapitel 3), „Von allem zuviel und dabei nie genug: Falsche Bedürfnisse und Gewinnmacherei auf Kosten der Natur“. Und natürlich Erstes Kapitel, das von einem ausführlichen Zitat aus Kurzecks ‚Vorabend‘ über „Die Igel am Fahrbahnrand“ eingeleitet wird: „Daß wir die Tiere verraten haben und warum wir sie und die ganze Natur wieder verzaubern müssen“.
Ihre Position hat sie präzise benannt als „ästhetische Ökozentrik“ (S. 14). Und genau das ist der Punkt, der für mich das Buch so wertvoll macht. Ökologie – gut & schön. Aber für mich hat dabei von Anfang an immer der ästhetische, stimmungsmäßige, malerische, poetische Aspekt gefehlt. Die sog. 'reine Natur' spielt dabei keineswegs die einzige Rolle, sondern ganz entschieden auch das harmonische Zusammenspiel von Natur & Kultur und damit auch der Faktor Architektur & Landschaftsgestaltung. Es war das auch eine gewichtige Thematik meiner 10-jährigen tiefgehenden Freundschaft mit Peter Kurzeck – vor allem ausgelöst durch die Zerstörung aller möglichen Schönheiten in Stadt & Land während der 70er Jahre. Dass dieses Thema keine rein nur subjektive Marotte einiger nostalgischer Romantiker ist, wird von der Philosophin Angelika Krebs auf hervorragende Weise von den verschiedensten Aspekten her beleuchtet. Sie hat damit sehr genau meine eigene Weltanschauung bzgl. Schönheit von Natur & Architektur endlich aufs Tapet gebracht. Tatsächlich habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Das Buch ist also - aus meiner Sicht - äußerst empfehlenswert!
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